Neulich verbrachte ich bei frühlingshaftem Wetter eine traumhafte Woche in Lissabon. Ein kleines Appartement mitten in der historischen Altstadt der portugiesischen Hauptstadt war während dieser Tage Ausgangspunkt für die Eindrücke und Inspirationen, die dieser Ort jedem Besucher von der ersten Sekunde an anbietet.
Enge Wege zwischen uralten Häusern mit maroden Fassaden in traumhaften Farben. Die nostalgische Tram 28, die sich bedenklich nah an den schmalen Stehbalkonen der Stadt vorbeischiebt und bei jedem sich den Schienen nähernden Hindernis laut bimmelt. Marktplätze voller Stimmengewirr. Bauarbeiter allen Alters, die während kurzer Arbeitspausen in den tagsüber die Stadt regierenden Eckcafés tiefschwarze Espressi schlürfen und selbst gedrehte Zigaretten vorbereiten. Alte Männer und Frauen, die sich nicht verstecken, sondern am Leben ihrer Stadt teilhaben und dazugehören. Die auch am schroffen Industriehafen magnetisch wirkende Wasserkante. Prachtvolle Kirchen und Kathedralen, bei dessen Betreten jeder Gast sofort ehrfürchtig verstummt.
Ich kann mich der Anziehungskraft dieses Ortes nicht verwehren – will es auch gar nicht – und tauche ein in den Puls dieser prächtigen Stadt. Als junges Mädchen schon ( ohne Lissabon überhaupt zu kennen ) stellte ich mir mich in einer kleinen Dachgeschosswohnung über den Dächern dieser leidenschaftlichen Stätte vor. Warum? Ich kann es nicht sagen. Lissabon war und ist einfach meine Stadt lange bevor ich sie kannte. Den Roman „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier habe ich doppelt gelesen. Neben den fesselnden philosophischen Gedanken des Autors war ich fasziniert von dessen sensibler Schilderung dieses geschichtsträchtigen Ortes in all seiner Schönheit und seinem Leid. Zusätzlich die feinsinnigen Beschreibungen der Schnittmengen von Lebensläufen einfacher Menschen, Widerstandskämpfern und unbeweglichen Adelsgeschlechtern einer verstaubten Aristokratie.
Ich lebe in Kiel. Nach Lissabon möchte ich immer wieder.
Fotos Burkhardt Hellwig aus Stuttgart – www.hellwigstudios.de
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